Sonntag, 23. Dezember 2012

Liebe Freunde, die schönsten Winterwünsche...

Die kleinen Schüler meines Deutschunterrichts haben sich am Ende des Semesters vorgenommen, für ihre Eltern ein Gedicht auf dieser Sprache zu erfinden. Aber ich durfte ihnen kein Buch in diesem Sinne zur Verfügung stellen und blieb nur eine einfache "Schreiberin" der kurzen doch ausdrucksvollen Wörter. Diese Deutschstunde wird vielleicht für immer in meinen Gedanken ruhen. Denn sie sind meine Kinder auch und eine solche Idee ihrerseits zählt zu meinem Behagen als Lehrerin. Ich bin nur dagesessen und habe die wunderschöne Botschaft der Treuherzigkeit niedergeschrieben.


Und ich kann keine bessere Worte finden, um euch allen Alles Beste für diesen Winter zu wünschen.  




Liebe Freunde,



Schaut´ mal raus´:

Es schneit! Es schneit!

Der Schnee ist weiSS.

Der Schnee ist kalt.






Kommt, bauen wir einen Schneemann!

Kommt, lachen wir auf dem Schlitten!

Kommt schnell ins Haus!

Wir schmücken den Tannenbaum.

Wer kommt? Wer kommt?

Der Weihnachtsmann!


Liebe Freunde,

Frohe Weihnachten
UND EIN GUTES, NEUES JAHR!






Freitag, 14. Dezember 2012

Der riesengroße Schneemann



            Kurz vor Weihnachten entdeckten Hans und Liese im Schaufenster des Spielzeugladens von Fräulein Holzapfel am Karolienenplatz eine bildhübsche Puppe mit echten Haaren und Schlafaugen und ein wunderschönes Segelschiff. Sie waren so begeistert davon, daß sie sofort nach Hause rannten und einen neuen Wunschzettel für den Weihnachtsmann schrieben, mit dem Text: "Die Puppenküche und die Eisenbahn, die wir uns gewünscht haben, wollen wir nicht mehr haben. Wir wollen die Puppe und das Segelschiff aus dem Schaufenster von Fräulein Holzapfel!" Sie legten den Wunschzettel wie den ersten aufs Fenstersims und beschwerten ihn mit einem Stein, damit der Wind ihn nicht wegblasen konnte.
            Am nächsten Tag fiel ihnen dann etwas Schreckliches ein. Möglicherweise verkaufte Fräulein Holzapfel die Puppe und das Segelschiff schon heute oder morgen an andere Leute, und wenn der Weihnachtsmann zu ihr zum Einkaufen kam, waren nur noch andere Spielsachen zu haben?! - Zehn Minuten später standen sie heftig schnaufend vor Fräulein Holzapfel im Spielzeugladen. "Wir möchten Sie fragen, ob Sie nicht die Puppe und das Segelschiff für den Weihnachtsmann zurücklegen wollen!" sagte Liese. "Wir haben die Sachen nämlich auf unseren Wunschzettel geschrieben!"
"Ach!" seufzte Fräulein Holzapfel. "Ich fürchte , der Weihnachtsmann kommt in diesem Jahr überhaupt nicht zu mir zum Einkaufen! Es kauft ja so gut wie niemand etwas bei mir. Alle Leute gehen in die großen Kaufhäuser in der Stadt!"
Für Hans und Liese war das eine böse Überraschung. Mit langen Gesichtern verließen sie den Laden. "Man müßte halt dafür sorgen, daß der Weihnachtsmann hierher kommt!" meinte Hans schließlich. Liese nickte. "Ja, aber wie?" Ihr fiel nichts ein. Auch Hans fiel nichts ein. So gingen sie niedergeschlagen nach Hause.
In der folgenden Nacht träumte dann Liese von einem riesengroßen Schneemann; der spazierte durch die Stadt, und alle Leute drehten sich nach ihm um. Da wußte Liese am nächsten Morgen, wie man dafür sorgen konnte, daß der Weihnachtsmann zu Fräulein Holzapfel kam. Schon vormittags machte sie sich mit Hans daran, vor dem Spielzeugladen einen Schneemann zu bauen. Als der aber fertig dastand, war Liese nicht zufrieden mit ihm. Sie sagte: "Er ist viel zu klein, als daß den Weihnachtsmann Lust kriegen könnte, ihn anzugucken! Er muß noch viel größer werden!"
Liese lieh sich deshalb von Fräulein Holzapfel einen Stuhl, damit sie an dem Schneemann höher hinaufreichte. Eine Viertelstunde später kamen dann zufällig drei Anstreicherlehrlinge mit einer Leiter vorbei. Als die hörten, um was es ging, halfen sie tüchtig mit. Da war der Schneemann schon bald vier Meter hoch. Doch in Lieses Augen war er immer noch zu klein. "Er muß noch größer werden!" sagte sie.
Mittlerweile hatten sich auch eine Schar Buben und einige Männer eingefunden und halfen mit, den großen Schneemann zu bauen. Einer von den Männern war mit dem Hauptmann der städtischen Feuerwehr befreundet; mit dem telefonierte er jetzt vom nächsten Telefonhäuschen aus. Da kam wenig später mit lautem "Tatü! Tatü!" ein großes rotes Feuerwehrauto angesaust. Die Feuerwehrmänner fuhren die lange, lange Leiter aus und halfen nun ebenfalls beim Bau des Schneemannes mit.
Da stand zwei Stunden später vor dem Schaufenster von Fräulein Holzapfel ein wunderschöner Schneemann; der war fast zehn Meter hoch. Er trug als Hut eine umgestülpte Waschbütte auf dem Kopf, als Augen hatte er zwei Briketts und als Nase hatte er eine große Zuckerrübe im Gesicht. Einen so riesengroßen, herrlichen Schneemann hatte man bis dahin noch nie in der Stadt gesehen. Im Nu war der Karolinenplatz schwarz vor lauter Menschen, die ihn sich anguckten.
Und jeden Tag kamen andere Leute und sahen sich den Schneemann an. Und weil sie nun schon einmal da waren, gingen viele in den Spielzeugladen von Fräulein Holzapfel hinein und kauften Weihnachtsgeschenke. Offensichtlich ließ sich auch der Weihnachtsmann von dem riesengroßen Schneemann anlocken und kaufte bei Fräulein Holzapfel ein. Am Heiligen Abend war der Spielzeugladen jedenfalls restlos ausverkauft! Alle Regale waren leer!

Hans und Liese aber fanden an diesem Heiligen Abend unterm Weihnachtsbaum nicht nur die gewünschte Puppe und das Segelschiff, sondern auch die Puppenküche und die Eisenbahn, die sie auf den ersten Wunschzettel geschrieben hatten. Da waren sie ganz fassungslos; sie dachten sich: "So brav, daß wir das verdient hätten, sind wir ja nun wirklich nicht gewesen!"                                              

Daß ihnen nicht der Weihnachtsmann, sondern Fräulein Holzapfel die Puppe und das Segelschiff geschenkt hatte, aus Dankbarkeit für ihre Hilfe, haben Hans und Liese nie erfahren. Bis heute nicht.

Unbekannter Verfasser

Mittwoch, 28. November 2012

BACH FÜR KINDER

Eine musikalische Reise mit dem Quintessence Saxophone Quintet/ Deutschland
Kulturzentrum Reduta
str.Apollonia Hirscher nr. 8
Donnerstag, 20. Dezember 2012, um 11 Uhr


 
Das Deutsche Kulturzentrum Kronstadt lädt in der Adventszeit zu einer musikalischen Reise mit den Kindern durch die Barock-Welt von J. S. Bach. Das deutsche Ensemble Quintessence Saxophone Quintet gestaltet am Donnerstag, dem 20. Dezember 2012, um 11 Uhr ein interaktives Konzert im Kulturzentrum Reduta aus Kronstadt. Es werden Stücke von J. S. Bach in Bearbeitung für Saxofon gespielt, wobei Bach zum Jazzmusiker wird und seine Musik eine Verkleidung bekommt, die Bach selbst nie geahnt hätte.
Die Vorstellung richtet sich an Kinder ab 8 Jahren.
Eintrittskarten können im Deutschen Kulturzentrum Kronstadt, str. Lunga 3, Tel: 0268.473104 für 10 RON besorgt werden.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen !

[Anmerkung: Anzeige des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt, Rumänien]

Montag, 5. November 2012

Theateraufführung Kohlhaas

10. November 2012, 20 Uhr:
Kohlhaas - Nationaltheater Mannheim
Kulturzentrum Reduta
Ein Stück Erzähltheater frei nach Motiven von Heinrich von Kleists Novelle Michael Kohlhaas. Aus dem Italienischen von Brigitte Korn-Wimmer.


Kohlhaas ist Rosshändler. Sein Besitz ist groß, seine Ehe glücklich, sein Leben vollkommen. Bis er Opfer eines üblen Scherzes wird und seine beiden besten Pferde an den Freiherrn von Tronka verliert. Kohlhaas fordert sein Recht ein, doch er wird nicht gehört – weder vom Freiherrn, noch vom Staat. Und so startet Kohlhaas seinen eigenen Rachefeldzug: Er verkauft seinen gesamten Besitz, jagt dem flüchtigen Freiherrn hinterher und legt alle Städte in Schutt und Brand, in denen dieser sich versteckt. Ein Heer aus anderen Rechtslosen sammelt sich hinter Kohlhaas, und bald ist Kohlhaas’ Name in aller Munde. Ehe er sich versieht, ist aus dem rechtschaffenen Bürger ein mordender Terrorist geworden.

Eine der kunstvollsten Novellen der deutschen Literatur als Solo für die Bühne: Starkes Erzähltheater mit Uwe Topmann, das gleichermaßen auf die Sprachgewalt der Vorlage als auch auf die Kraft der Reduktion setzt.

Kartenverkauf: 15 RON - Deutsches Kulturzentrum (str. Lunga nr.31)

Donnerstag, 25. Oktober 2012

BACKYARD JAZZ ORCHESTRA

Donnerstag, den 1. November 2012, um 19 Uhr, Oper Kronstadt
Nicolas Simion Trio
Petra Acker Trio
The Backyard Jazz Orchestra (Deutschland)


Der akustische Balkan reicht von griechischem Rembetiko über die Blechblasattacken der südosteuropäischen
„Orkestars“ bis zu den rumänischen Tangovarianten. Die Jazzer Peter Ewald (Tenorsaxofon) und Stefan
Schultze (Piano) aus Deutschland haben mit bekannten Kollegen und jungen Nachwuchsmusikern aus der Region auf Einladung des Goethe-Instituts eine Bigband zusammengestellt, die die Facetten des Balkan Jazz aufgreift und sie zu einem eigenen Sound weiterentwickelt. Die Band geht nach den Workshops im letzten Jahr und einem Konzert in Köln nun auf Tournee.
Bandmitglieder sind u.a. Nicolas Simion (Saxofon, RO), Martin Lubenov (Akkordeon, BG), Fedor Ruskuc (Bass, SRB) und Daniel Schröteler (Schlagzeuger, DE).


Kartenverkauf: Oper Kronstadt

[Anmerkung: Anzeige des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt, Rumänien]
 

Sonntag, 21. Oktober 2012

Zweisprachige Lesung HORST SAMSON

Zweisprachige Lesung Deutsch-Rumänisch mit dem rumäniendeutschen Autor
HORST SAMSON
Librăria OKIAN
str. Mureşenilor nr.1
Dienstag, 23.10.2012, um 17 Uhr

Das Deutsche Kulturzentrum Kronstadt lädt zu einer zweisprachigen Lesung Deutsch-Rumänisch mit dem rumäniendeutschen Autor Horst Samson, am Dienstag, den 23.10.2012, um 17 Uhr, in der Okian-Buchhandlung ein. Horst Samson ist ein bekannter Dichter schon seit den 70-er Jahren, als er zusammen mit Herta Müller, Richard Wagner, William Totok oder Helmuth Frauendorfer im Literaturkreis der „Aktionsgruppe Banat“ und später in den 80-er Jahren im „Adam-Müller-Guttenbrunn“-Literaturkreis mitwirkte. Er erhielt wichtige Literaturpreise im Inn- und Ausland, wie den Lyrikpreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes (1981), den Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturpreis (1982), den Nordhessischen Lyrikpreis (1992) oder den Meran-Förderpreis (1998).
Horst Samson schreibt in erster Linie Lyrik, die seit 1976 in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht wurde. Er debütierte 1978 mit dem Gedichtband „Der blaue Wasserjunge“ und ließ ab diesem Zeitpunktregelmäßig weitere Gedichtbände bis ins Jahr 2000 erscheinen. Im Rahmen der Kronstädter Lesung werden Texte aus verschiedenen Bänden und mehreren Zeitabschnitten vorgestellt.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
 
[Anmerkung: Anzeige des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt, Rumänien]
 

Dienstag, 25. September 2012

Herta Müller Ausstellung (27.09.2012-27.10.2012)


Das Goethe Institut im Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturzentrum Kronstadt laden Sie am 27.09.2012, um 18:30 Uhr zu der Vernissage der Ausstellung „Herta Müller: Der Teufelskreis der Wörter“ ein.
Mit Herta Müller: Der Teufelskreis der Wörter“ zeigt das Goethe-Institut eine Ausstellung, die das Leben und Werk der rumänisch-deutschen Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin nachzeichnet. Die Ausstellung folgt den Spuren der Autorin angefangen mit ihrer Kindheit im schwäbischen Banat bis hin zur Verleihung des Literaturnobelpreises.

Gezeigt werden Dokumente und Fotografien aus dem Familienbesitz Herta Müllers. In Fernsehinterviews spricht sie über ihre Zeit in Rumänien und in Deutschland, über ihre Ausreise, über ihr Schreiben – und über das, was sie antreibt. Weggefährten wie die Autoren der „Aktionsgruppe Banat“ kommen zu Wort, Auszüge aus Securitate-Akten berichten von einem rigorosen und menschenfeindlichen politischen System. Die Collagen Herta Müllers, die am Ende der 80er Jahre entstanden sind, zeigen eine unbekannte Facette ihres Schaffens.

Programmder Ausstellung
27.09.212,ab 18:30 Uhr – VERNISSAGE

  • Feierliche Eröffnung der Ausstellungstournee in Rumänien.
  • Rundtischgespräch und Lesung mit:

Johann Lippet (Schriftsteller)
Lutz Dittrich (Kurator der Ausstellung)
Carmen Elisabeth Puchianu (Schriftstellerin)
Caius Dobrescu (Schriftsteller)
AlexandruAl. Şahighian (Übersetzer)
und Robert G. Elekes (Moderation).

3.09.2012,ab 18:30 Uhr – Filmvorführung

An den Rand Geschrieben – Rumänisch-deutsche Schriftsteller im Fadenkreuz der Securitate“ von Helmuth Frauendorfer (2010)

[Anmerkung: Anzeige des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt, Rumänien]

Donnerstag, 30. August 2012

Clarinet Summit 02.09.2012




Das Goethe Institut, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturzentrum Kronstadt und dem Geschichtsmuseum Kronstadt laden Sie am 02. September 2012 um 20:30 in die Weberbastei ein zu einem live jazz Konzert ganz besonderer Art.

Das Klarino ist auf dem Balkan seit mehr als 150 Jahren ein bedeutendes Melodieinstrument. Aufgrund der verwandten Geschichte der Länder haben sich – trotz aller Unterschiede – bis heute viele stilistische Gemeinsamkeiten in der Klarino-Musik erhalten. Die stilistischen Zugehörigkeiten halten sich dabei nicht an Staatsgrenzen!

Um an diese gemeinsame Musiktradition anzuknüpfen hat das Goethe-Institut die Klarinetten-Musiker

Stavros Pazarentsis (Griechenland), Sergiu Balutel (Rumänien), Slobodan Trkulja (Serbien) Oguz Büyükberber (Türkei), Claudio Puntin (Schweiz/Italien/Deutschland), Steffen Schorn (Deutschland) & Bodek Janke (Perkussion, Polen/Russland/Deutschland)

zu einem dreitägigen Workshop in Athen eingeladen. Gemeinsam haben sie musikalische Schnittmengen zwischen Jazz und der Klarino-Musik des Balkans entdeckt und erarbeitet.

Die musikalische Projektleitung haben die deutschen Jazzer Steffen Schorn und Claudio Puntin übernommen. Das Ergebnis: eine ungewöhnliche und pulsierende Mischung aus eigenen Kompositionen, Jazz und Folklore in neuem Outfit; frische Klangfarben mit viel Spielraum für Spontanes und Improvisation. Spannung und Vielfalt, die überzeugen!

Das Eröffnungskonzert der Tournee findet am 31. August in Athen statt. Das zweite Gastspiel findet dann am 02. September in Kronstadt, in der Weberbastei statt.
Wir erwarten Sie zu einer Begegnung nicht nur musikalischer Art.

[Anmerkung: Anzeige des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt, Rumänien]

Freitag, 1. Juni 2012

Freitags Lektüre - Bettina Schuller - DIE TÄGLICHE STRASSE

Immer wieder gehe ich denselben Weg hin und zurück. An manchen Tagen zweimal, wenn es am Nachmittag noch etwas zu tun gibt. Seit vielen Jahren. 

Die Bäume zu beiden Seiten der schnurrgeraden Strasse werden grün und dürr. Man sagt, das geschehe nach einem Rhytmus. Mir aber scheint es, als wären die Äste allzulang dürr gewesen.

Ich werde diesen Weg auf und ab gehn, bis meine Dienstjahre um sind. Immerhin noch einige tausend Mal und dann - weiter, wie ein Pendel, das ausschwingt. Wohin sollte ich auch gehn, nach so langer Zeit? Meine Augen saugen sich am Pflaster fest. Meine Schritte sind in die Strasse gewachsen, meine Muskeln ahmen ihre Entfernungen nach. Der Weg ist ziemlich lang, ungefähr zwei Kilometer, fünfundzwanzig Minuten zu Fuss.

Allmählich ist er rund geworden wie die Welt, und dem Runden kann man nicht entgehen, auch nicht den runden Gedanken, die sich im Gehirn manchmal wie Reifen ineinanderschieben, und man glaubt bei aller Ruhe und Nüchternheit, dass man nun wahnsinnig wird, und vielleicht ist auch ein wenig Hoffnung dabei. 

Aber dann kommt der Strassenübergang, ein Auto bremst, und der Reif im Gehirn lockert sich, die Gedanken fließen weiter, fließende Bänder; an manchen Stellen glänzen sie auf, aber immer seltener.

Dabei geht in der Strasse allerei vor sich, sie ist ausgefüllt mit einem zähen grauen Brei von Ereignissen, die durcheinander brodeln, und es wäre wohl die Aufgabe einer großen Seele, die Menschen daraus hervor zu fischen und sie abzubürsten, bis sie wieder farbig sind, rot und braun und hellblau und weiß, gut und böse. 

In meiner langen Strasse trägt sich die ganze Welt zu. Da gibt es Männer und Frauen, Säuglinge und Sterbende; was braucht es mehr? Auf der ganzen Welt laufen Menschen hin und her - dieselben Strassen -, und von den Millionen Gesichtern sehen sie immer wieder die gleichen, und überall werden die Strassen rund, die Enden schließen sich.

Ich möchte manchmal sehr viel Glühwein trinken, obwohl das Strassenkomitee Stecklinge setzt.

Text vollständig übernommen aus: Worte und Wege - Junge deutsche Prosa in Rumänien, eine Anthologie von Hans Liebhardt, Kriterion Verlag Bukarest 1970, Seite 182

Freitag, 25. Mai 2012

Freitags Lektüre - DER BRUNNENGEIST



Ein Mann und eine Frau hatten einen Knaben. Weil sie aber so arm waren, dass nicht einmal die Asche in der Feuerstelle ihnen zu eigen gehörte, sprach der Knabe, als er schon herangewachsen war: "Ich will dienen gehen und mich und euch ernähren." Die Eltern willigten ein und der Vater begleitete ihn eine Strecke Weges, bis sie zu einem Brunnen mit klarem Wasser kamen, da setzten sie sich, um zu essen und dann zu scheiden. Wie nun der Vater den Kuchen, den die Mutter dem Knaben gebacken und auf die Reise mitgegeben hatte, entzweibrach und einen Bissen davon verschlucken wollte, blieb ihm dieser im Halse stecken, also dass er ihn nur mit vieler Mühe hinunter brachte und dabei seufzte: Hei! Hei! Kaum aber war der Seufzer über seine Lippen, so warf das Wasser im Brunnen hohe Wellen und der Brunnengeist stieg aus demselben errpor und sprach: "Ich bin Haihai, warum rufst du mich?" Vater und Sohn hatten zuerst Angst, erzitterten am ganzen Leibe. Da das der Brunnengeist sah, sprach er ihnen Mut zu, befragte sie über ihre Umstände und über den Zweck ihrer Reise und als er da hörte, er wolle das Leben ändern, sagte er: "Wenn du hundert Jahre suchest, kannst du einen bessern Dienst nicht finden, als bei mir, denn mein Jahr währt nur 3 Tage, und wenn die verstrichen sind, will ich dich ganz in Kupfer kleiden." Darob freute sich der Bube und die Mutter, auch dem Vater gefiel der Antrag, nur wusste er nicht, wie und wo er den Buben wieder finden werde. Zuletzt willigte er aber doch ein und ehe er sich versah, verschwand der Geist samt dem Buben in den Wellen des Brunnens. Da tat es dem Vater doch leid und er konnte kaum erwarten, bis die drei Tage um waren. Allsogleich ging er wieder hin zum Brunnen und rief den Brunnengeist beim Namen, Da rauschte das Wasser und der Brunnengeist stieg herauf, rechts und links einen Knaben, beide in Kupfer gekleidet und einander vollkommen ähnlich. Der Brunnengeist sprach: "Einer von diesen ist dein Sohn, vermagst du ihn zu erkennen, so mag er mit dir nach Hause ziehen, wenn nicht, so muss er mir noch ein Jahr dienen." Der Vater, wie er das hörte, glaubte schon sein Kind zu verlieren. Wie er aber die Knaben genau betrachtete, erkannte er den seinen danach, dass er die Haare rechts gekämmt trug, trat auf ihn zu und sprach: "Dass ist mein Sohn." Der Brunnengeist antwortete: "Er ist's und mag mit dir ziehen, so du ihn mir aber noch ein Jahr lassest, will ich ihn ganz in Silber kleiden." Der Vater wollte anfangs nicht, weil aber der Bube ihm zuredete, liess er's geschehen und ging mit den kupfernen Kleidern nach Hause. Als das Jahr um war, fand er sich zur bestimmten Stunde wieder am Brunnen ein und rief den Brunnengeist beim Namen. Da rauschte das Wasser und der Geist stieg herauf, rechts und links einen Knaben zur Seite, beide in Silber gekleidet und einander vollkommen ähnlich. Und der Geist sprach: "Einer von diesen ist dein Sohn, und vermagst du ihn zu erkennen, so mag er mit dir nach Hause ziehen, wenn nicht, so muss er noch ein Jahr dienen." Der Vater, wie er das hörte, glaubte schon sein Kind zu verlieren. Wie er aber die Knaben genauer betrachtete, erkannte er seinen daran, dass er den Gürtel enger geschnallt trug als die anderen, trat auf ihn zu und sprach: "Dies ist mein Sohn." und der Brunnengeist sprach: "Er ist's und mag mit dir ziehen, so du ihn aber noch ein Jahr lassest, will ich ihn ganz in Gold kleiden." Der Vater wollte nicht einwilligen, sondern zog mit dem Buben heim und waren reiche Leute.

 
Text vollständig übernommen aus: Rumänische Märchen und Sagen aus Siebenbürgen, gesammelt und ins Deutsche übertragen von Franz Obert, Hermannstadt 1925, Nr. 13, Seite 25
Foto (Urheberrecht: Parmena Zirina): Brunnen im Botanischen Garten - Baltschik, Bulgarien 

Donnerstag, 24. Mai 2012

Einladung zum Harald-Oeler-Konzert am Samstag, den 26.05.2012, um 20.30 im Festival39


Das Deutsche Kulturzentrum und die Alliance Française Kronstadt


laden Sie herzlich zum Gipsy-Swing-Konzert der Harald-Oeler-Band ein, das im Rahmen der KulturCafé-Woche (20.-26. Mai 2012) in Kronstadt am Samstag, den 26.05.2012, um 20.30 im Festival 39, str. Republicii 62, stattfinden wird.

Harald Oeler ist Preisträger bei vielen nationalen und internationalen Musikwettbewerben, darunter der 3. Preis beim 3rd International Accordion Competition JAA Tokio/Japan 2002. Als erster deutscher Akkordeonist wurde er 2007 beim wohl bedeutendsten internationalen Akkordeonwettbewerb in Arrasate/Spanien mit einem 2. Preis ausgezeichnet. Er ist Alumnus der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Yehudi Menuhin Stiftung „Live Music Now". 2008 wurde er als erfolgreichster Absolvent Bayerischer Musikhochschulen mit dem Bayerischen Kulturpreis ausgezeichnet.

Die Band besteht aus hervorragenden Musikern: Harald Oeler – Akkordeon, Thomas Buffy – Violine, Rehan Syed – Gitarre, Felix Himmler –Kontrabass und Stefan Degner – Gitarre. Sie werden ein Gipsy-Swing Programm spielen - eine mitreißende, rhythmische und virtuose Musik, die in den 30er Jahren von Django Reinhardt geprägt wurde, und französische Musette-Walzer.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!


Anzeige komplett und unmittelbar vom Deutschen Kulturzentrum Kronstadt übernommen.

Sonntag, 25. März 2012

An den Frühling


Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

 

Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.

 

Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und 's Mädchen liebt mich noch!

 

Fürs Mädchen manches Blümchen
Erbettelt' ich von dir -
Ich komm und bettle wieder,
Und du? - du gibst es mir?



Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

 Friedrich Schiller - 1854


Die Fotos dieses Frühlings wurden heute in den Garten meines Hauses in der Ortschaft Wolkendorf, Kreis Kronstadt, Rumänien aufgenommen. (Rum.: Vulcan, Judeţul Braşov, România).




Donnerstag, 1. März 2012

Das Märzchen


Das Märzchen (rum. Mărțișor) ist ein typisches Geschenk zum 1. März. Es besteht aus einer rot-weißen Schnur, meistens mit einem kleinen Anhänger, und ist oft an einer Bluse oder einem anderen Kleidungsstück befestigt. Es wird von Frauen und Kindern vom 1. März an ein bis zwei Wochen lang getragen. Das Märzchen symbolisiert den Frühling und wird von Verwandten oder guten Freunden, oftmals zusammen mit einem Schneeglöckchen, verschenkt.
Im Rumänien nimmt man an, das diese Tradition aus vorchristlicher Zeit, von den Thrakern, den Ureinwohnern Rumäniens, stammt. Die Ursprünge des Märzchen sind nicht genau bekannt. Vermutet wird, dass es zu Zeiten des Römischen Reiches als der der erste Tag im Neuen Jahr (1. März) gefeiert wurde und als Frühlingsanfang galt. Am Anfang wurden aus Schafwolle zwei Fäden, rot und weiß, gesponnen und von den Frauen den Männern geschenkt, die sie sich um das Handgelenk banden. Die beiden Farben symbolisieren den Schnee und die Sonne. Unter dem Schnee schlummern die keimenden Körner der Feldfrüchte, die von der Sonne ans Licht geholt werden. In dieser Zeit begann die erste Feldarbeit.
Der Brauch hat sich dann in andere Richtung entwickelt: Heute bekommen Frauen das Märzchen geschenkt und an dem Faden sind Glücksbringer befestigt, ein vierblättriges Kleeblatt, ein Hufeisen, ein Schornsteinfeger, ein Schlüssel oder ein Schloss usw. Man trägt das Märzchen so lange, bis man einen blühenden Baum sieht, dann wirft man es in den Baum und wünscht sich etwas.
Diese Tradition stammt aus Rumänien und Moldawien, wo der Name Mărțișor (Diminutiv für März) gleichzeitig auch den 1. März als Frühlinganfang bezeichnet.
Eine ähnliche Tradition gibt es zum 1. März auch in Bulgarien. Dort wird sie Marteniza genannt.

Artikel von http://de.wikipedia.org/wiki/Märzchen übernommen. 

Dienstag, 28. Februar 2012

Der Turm der Evangelischen Kirche aus Hermannstadt!


Also Hermannstadt: das Tor in die Vergangenheit!  Falls man hier ankommt, dann muss man sich unbedingt den ganzen Mut sammeln und in den Turm der Evangelischen Kirche steigen! Außer der Stadtaussicht, welche in ihrer Gesamtheit, einen Traum darstellt, wird man gewundert feststellen, dass dieser der höchste Turm aus Siebenbürgen ist: 73,34m!


Na ja, man bekommt ein unbekanntes Schwindelgefühl während des Steigens bis zum siebenten Niveau, auf Treppen, die mal in einer Spirale aufgeordnet sind, mal einfach metallisch da stehen! Alles besteht aber in den Mut die Angst zu überschreiten und nicht nach unten zu schauen. Wenn man in die Spitze ankommt, wenn man neben den zwei riesigen Glocken steht (derer Melodie, von unten gehört, klingt einfach wunderbar; sie klingen besonders auch wenn man sich neben ihnen befindet, das ist aber gegen die Verordnung der HNO – Ärzte) entdeckt man die vier Türmlein, ein Zeichen, dass die Stadt ein Recht für Verurteilung zum Tod hatte. 

Folglich sieht die Stadt ganz anders von oben aus. Sie ist eine Extravaganz von Farben, jede schöner als die andere. Hermannstadt, von oben angesehen, scheint die thematischen Verzierungen unserer volkstümlichen Trächten zu tragen. Ob das ein einfacher Zufall ist, wissen wir nicht, aber analyisieren Sie die Dächer!
Dann sind noch die riesigen Gebäuden, die aber trotz ihrer Riesigkeit kleiner als dieser Turm sind -  die katholische Kathedrale, die orthodoxe Kathedrale, der Uhrturm - alle scheinen in die Ferne ihre Sicht zu verlieren, wobei sie die Grenzen der alten Stadt überwachen!



Der Turm zwingt die Besucher zu einem ganz speziellen Zustand! Er macht dich flüstern, als ob seine Wände für jede Geschichte Ohren hätten! Eine Treppe nach der anderen entdeckt man seine Legenden und, ohne zu wollen, gelangt man in mittelalterlichen Zeiten zwischen Prinzessinen mit unglaublichen Röcken und tapferen Rittern.   


Er lässt dir keinen Raum mehr, an etwas Anderes zu denken. Er lässt dich aber eine Luft voll Geschichte einzuatmen, die Tauben zu bewundern, welche ihre Nester weit von der gesamten Welt gebaut haben, und erinnert, ohne eigentlich zu wollen, an die Bedeutung des Friedens! Dieser ist einer der besonderen Plätze der Welt, welchen man wengistens ein Mal im Leben besichtigen soll, um  von Treppe zu Treppe eine wirkliche Geschichtelektion zu lernen. 



Anm.: Die oben dargestellte Beschreibung und die Fotos sind Eigentum des Blogs: http://iatalumea.blogspot.com. Meine Darstellung ist nur eine Übersetzung mit Adaptierung des Beitrages http://iatalumea.blogspot.com/2009/09/turnul-bisericii-evanghelice-din-sibiu.html.